Eines der charmantesten Bücher der frühen Neuzeit in Europa ist Lob der Torheit (1509), ein Werk von Erasmus von Rotterdam. Der Philosoph bietet uns darin eine absolut befreiende These an. In warmherzigen Worten erinnert er uns daran, dass jeder, ganz gleich wie wichtig oder gelehrt er auch sein mag, im Grunde ein Dummkopf ist. Davor kann sich niemand schützen, auch nicht der Autor selbst. Ganz gleich, wie gelehrt Erasmus auch war, er besteht darauf, genauso dumm wie der Rest der Welt zu sein: sein Urteilsvermögen ist nicht unfehlbar; seine Leidenschaften überwältigen ihn; er ist eine leichte Beute für Aberglaube und irrationale Ängste; wann immer er neuen Menschen begegnen muss, ist er schüchtern; bei vornehmen Abendessen fällt ihm etwas herunter.
Den Werken von Erasmus und Bruegel liegt die Vorstellung zugrunde, dass der Weg zu größerem Selbstbewusstsein nicht darin liegt, uns selbst immer wieder unsere Würde zu bestätigen, sondern dass wir mit der Lächerlichkeit, der wir uns unvermeidlich aussetzen, unseren Frieden machen. Wir sind nun einmal Dummköpfe, waren es schon immer und werden es auch in Zukunft sein – und das ist ganz in Ordnung, es gehört zum Menschsein dazu.
Akzeptieren wir das, fühlen wir uns frei, neues auszuprobieren, weil wir akzeptierten, dass das Scheitern dazugehört.
Denn nichts ist schöner als Scheitern. Habt ihr es einmal ausprobiert? Wenn man mal erste Erfolge im Scheitern hat, kann man fast nicht genug davon bekommen.