Warum „Betreutes Lieben“ ?

Wenn wir uns umschauen, sind wir im Paradies.  Jeder Kaiser des Mittelalters, jeder Großfürst, jeder Herrscher der Antike hätte auch noch den ärmsten Bürger unserer westlichen Welt beneidet um seine ausgewogenen und vielfältigen Ernährungsmöglichkeiten, die großartigen Produkte und seine umfassende medizinische Versorgung. Wir müssten vor lauter Glück eigentlich den ganzen Tag nur singen und tanzen und uns freuen.

Wir müssten vor lauter Glück eigentlich den ganzen Tag nur singen und tanzen und uns freuen.

Trotzdem tun wir es kaum, und manche von uns sind sogar sehr weit davon, von diesem Glück, entfernt. „Der Mensch hat steinzeitliche Gefühle, mittelalterliche Institutionen und eine gottgleiche Technik.“ sagt der Ameisenforscher E. O. Wilson, der lesenswertes auch über den Menschen geschrieben hat. Unser Defizit, unser Problem sind unsere Gefühle, unsere Affekte, mit denen wir schwer den richtigen Umgang finden. Jede/r ist sofort in der Lage, im Internet die Waschmaschine mit dem besten Preis/Leistungsverhältnis und dem geringsten Stromverbrauch zu finden, oder das am besten bewertete und günstigste Urlaubshotel oder Smartphone. Aber kaum einer kann richtig, direkt und aufrichtig kommunizieren, kaum einer ist sich selbst und der anderen angemessen bewusst.

Wir haben alles an Produkten. Unsere westliche kapitalistische Welt, in Verbindung mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und einer großartigen Technik, ist überragend darin, Produkte zu schaffen. Was uns fehlt, ist die Fähigkeit zur zwischenmenschlichen Empathie, zur echten Kommunikation, zu einem Wiederfinden und angemessenen Wiederzulassen von uns selbst. Es gibt in unserer Gesellschaft keine Anleitung dafür, jedenfalls nicht so täglich und selbstverständlich wie für den Konsum.

Ohne Liebe sind wir unrettbar verloren, einsame orientierungslose Wesen in einem kalten, unendlichen Universum umhertreibend.

Trotzdem haben sich viele Menschen großartige Gedanken gemacht und großartiges und wertvolles gefunden – die griechischen Philosophen, Freud und die Psychoanalytiker, Soziologen, Sänger, Schriftsteller, Lyriker, die Erleuchteten des Zen. Ich meine, es ist an der Zeit, dass wir diese Dinge unter die Menschen bringen und uns untereinander weitergeben – nicht gegen Geld, sondern gegen Liebe im weitesten Sinne, gegen Unterstützung, gegen Betreuung. Jede/r kann etwas, in diesem Bereich, und jede/r kann etwas nicht. Wir können es uns gegenseitig geben.

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