Affekte und Grenzen

Pink Floyd - The Wall: "I sentence you to be exposed before your peers!"

Am stärksten und am verbreitesten ist die Angst. Überall ist Angst. Angst, sich zu blamieren, Angst, was falsches zu sagen, Angst, ausgeschlossen zu werden, Angst, zurechtgewiesen zu werden wenn man frau sein ihr Herz öffnet. Aber nur unsere Angst trennt uns vom Paradies, wie schon Ton, Steine, Scherben wussten.

Zen sieht die westliche Lebensweise als „affektverseucht“ an; ein sicher ehrenwerter und bedenkenswerter Standpunkt. Vorgang und Bedeutung der Affektregulierung vor allem in der Mutter-Kind-Diade wird von Fonagy ausführlich und innovativ untersucht und beleuchtet.

Wut und Hass sind eigentlich Kraftquellen, und, da ursächlich und untrennbar mit der Liebe verbunden, potentiell nutzbar, wenn das im ersten Schritt auf eine mit-reflektierende Weise und noch halbwegs sozialkompatibel erfolgt; nebenbei werden sie dann nicht nur selbst Kraftquelle, es ist auch die Kraft und Anstrengung nicht mehr nötig, sie zu unterdrücken – eine nie versiegende, kraftvolle, starke „eternal flame“.

Kernberg hat dazu grundsätzliches und wesentliches ausgeführt, neben den anderen großartigen Werken von ihm.

Manche Grenzen sind nur da, überwunden zu werden. Aber nicht jeder erkennt es noch in diesem Leben.

Der Übergang von Schizophrenie, Psychose, Borderline, Narzissmus, Neurose zu funktionierendem Sein mit leerer innerer Welt, „normalem Leben“, Lebenszufriedenheit, Liebesfähigkeit und der Gelassenheit der Erleuchtung ist im wesentlichen bestimmt durch die Umgebung des Aufwachsens und fließend, glücklich, je weiter rechts man steht. Borderline war lange die Grenze und galt als untherapierbar, mittlerweile zählen mehr als die Hälfte der Patienten in Psychotherapien als Borderline-nahe, seit der „Intersubjektiven Wende“ mit beachtlich guter Prognose, auch hier hat Kernberg Pionierarbeit geleistet.

Zeit, zu sterben. Eine wenig beachtete Grenze ist der Tod. Zumindest die Replikanten sind noch poetisch und fühlen, auch wenn die Menschen es nicht mehr können – doch alle diese Momente werden verloren sein, wie Tränen im Regen.

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