Weinen

Nothing else matters

Auch Granitberge kann man mit Tränen auflösen. Es dauert nur etwas länger.

Weinen ist ein interessantes Gefühl.

„Kein Mensch weine in der Öffentlichkeit, außer auf Trauerfeiern, sagt Gunnar. „Sonst ist das für die Menschen ein ‚sich nackig Machen‘. Wenn jemand weint, dann ist er soooo nackt und hilflos! Und dann muss die Umgebung was tun. Und da ist eben auch die Frage, ob die Umgebung das hergibt.“

Für mich bedeutet weinen: es geht nur mit Vertrauen. Es ist ein gerichtetes Signal, keines, das einfach nur von innen herausdrängt, egal wohin.

Ich habe eine für mich stimmige Erklärung eines „Experten für Weinen“ gelesen; ich weiß nicht, ob Weinen einzigartig beim Menschen ist, und es das im Tierreich nicht gibt. Aber weinen muss ja evolutionär entwickelt worden sein. Dieser Experte sagt: mit weinen zeigt das Kind/Baby seiner Mutter, dass es ein Bedürfnis hat. Aber das könnte es auch mit Schreien zeigen. Aber Schreien wird auch in der Umgebung außerhalb, in einer womöglich bedrohlichen, feindlichen Umgebung wahrgenommen, und macht die Feinde ja gerade auf diese verletzliche Situation Baby/Mutter aufmerksam. Mit Weinen wird das Bedürfnis still gezeigt.

Im Unterschied dazu ist Wut, Ärger, Empörung ein öffentliches Gefühl, ein öffentlicher Affekt. Jeder Politiker, jeder Demonstrant schreit seine Wut, seinen Ärger in jede hingehaltene Fernsehkamera. Aber niemand weint in sie.

Man weint, wenn man ein Bedürfnis hat, Schutz, Nähe sucht, aber sich auch in einer bedrohlichen Situation, Lage, Umgebung fühlt. Ich finde es sehr interessant, mir manchmal meine Umgebung, Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen anzuschauen und mich innerlich zu fragen: könnte ich bei ihr/ihm weinen? Und das Ergebnis ist oft sowohl überraschend als auch interessant.

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