Was sind die gemeinsamen Kennzeichen der narzisstischen Persönlichkeit:
- Eine Idealisierung des gewünschten Partners mit schneller Entwertung, wenn die Ideale nicht bekommen werden.
- Unendliche Ansprüche und Selbstberechtigung diese Beziehungen schnell zu ausbeutenden Beziehungen zu machen.
- Eine Rücksichtslosigkeit, Schonungslosigkeit bei hoch intelligenten, optimierten, ausgebildeten Menschen, die manchmal direkt erschreckend ist und negative Gegenübertragung weckt, auch bei erfahrenen Psychoanalytikern und Psychotherapeuten.
- Hinter einer Oberfläche, die kühl, freundlich, verbindlich ist, nackte Aggression in Wutanfällen, wenn ihre Wünsche nicht erfüllt werden.
- Eine Einstellung der Omnipotenz und omnipotenter Kontrolle in ihren Berufen, wo sie sehr effektiv sein können, durch diese diktatorische Einstellung.
- Die sexuelle Erregung als Ersatz für Objektbeziehungen; eine Idealisierung von Sexualität und erotischer Erfüllung, auch wenn es nur der momentane Kontakt ist, um gegen eine entsetzliche Einsamkeit zu kämpfen; Fairbairn erkannte das vor vielen Jahren.
- Eine Identifizierung mit einem pathologischen grandiosen Selbst und volle Projektion eines vollkommen entwerteten, verachtenden, wertlosen, minderwertigen Bildes auf andere.
Die Übertragung:
Die narzisstische Übertragung MUSS in der Beziehung zum Analytiker durchgearbeitet werden; ohne das muss die Behandlung scheitern.
Typische Zeichen in der Übertragung sind:
- Die Unfähigkeit, frei zu assoziieren; das scheinbare freie Assoziieren ist in Wirklichkeit eine kontrollierte Selbstbeobachtung; sie wollen zuerst selbst verstehen, was mit ihnen ist, bevor der Analytiker es verstehen kann, sie sind ihre eigenen Supervisoren; das ist so subtil, dass die Therapeuten manchmal Monate brauchen, bevor sie es entdecken. Das zeigt die Notwendigkeit, die Pathologie des freien Assoziierens zu überwachen, ein Thema, das entsetzlich vernachlässigt ist in den Schriften der Psychoanalyse der letzten 20 Jahre.
- Es findet keine tatsächliche Beziehung zum Psychotherapeuten statt; entweder die narzisstischen Patienten sprechen zum Therapeuten, um ihn zu beeinflussen und zu manipulieren oder zu sich selbst, und lassen den Therapeuten als Zuschauer und Zuhörer zu benutzen. Das Resultat ist, dass keine dyadische Beziehung stattfindet; in der Gegenübertragung führt das zum Gefühl der Langweile. Wir spüren allmählich die Leere dieser Beziehung und können uns an ihr orientieren.
- Typisch für diese Patienten ist, beide Geschlechter sein zu wollen; es besteht ein Hass auf das andere Geschlecht, nicht so sein zu können.
Der schlafende Hermaphrodit, Kopie nach einem Original aus dem 2. Jahrhundert v. Chr
4. Im Gegensatz zu Borderline-Patienten besteht immer eine tiefe Großartigkeit, so dass wir nie die verzweifelte Einsamkeitssuche und das Anklammern sehen; auch in Momenten schwerer Depression und Verzweiflung muss schnell etwas geschehen, dass es vorbeigeht, aber die Beziehung selbst ist keine Lösung.
Otto F. Kernberg: Narzissmus ist eine Selbstverteidigung gegen die Borderline-Persönlichkeitsstörung
Die Gegenübertragung
- Eine merkwürdige Gegenübertragung ist eine Paralyse der eigenen Kenntnisse; die narzisstischen Patienten haben eine Art, einem die eigenen Fähigkeiten zu rauben.
- Die Schwierigkeit, die Liebe für den Patient zu schützen; gelegentlich erscheinen sie uns wie fremde Roboter.
- Das Übersehens subtiler Momente der Verachtung und des Neids: der narzisstische Patient (dem drohte, dass er seine Frau verlieren könnte) hatte sex mit ihr, und Neid, dass sie mehr Vergnügen am sex haben könnte als er; wenn sie mehr Freude daran hatte als er, war das eine Ausbeutung. Wenn sie, nachdem sie sex (mit ihm) hatte, zärtlich auf ihn zukam, machte ihn das rasend, jetzt hatte sie sex, jetzt war sie befriedigt, und dazu liebte sie ihn noch! Das herauszufinden dauerte Wochen; es schien zunächst ganz einfach: nach dem sex war er wütend. Aber dieser moment, dass ihre Zärtlichkeit die Wut auslöste, war versteckt.
- Es gibt einen Moment, in dem wir langsam auf die Ursprünge dieser Problematik zurückkommen; das heißt, dass Patienten langsam entdecken, dass ihre blinde Wut, und ihr blinder Neid, vollkommen unerklärlich sind, ihr Leben zerstören und dass sie sich innerlich ehrlich sagen: „Wieso leide ich an dieser Plage? Und wie kann ich sie loswerden?“ Und das kommt als langsame, spontane Entwicklung und ist nicht ein Effekt der Moralisierung durch den Therapeuten. Die langsame Herausschälung des Giftes, in dem sie leben, führt langsam zur Sorge für sich selbst.
Das Schloss des chinesischen Kaisers ist so kostbar und prunkvoll, dass jeder, der es gesehen hat, von nichts anderem mehr spricht. Doch es gibt etwas, das den Glanz dieses Schlosses verblassen lässt; der Gesang der Nachtigall. Als der Kaiser eines Tages von diesem wundervollen Gesang hört, befiehlt er seinem Haushofmeister, dieses Geschöpf zu finden und am Abend für ihn singen zu lassen. Nachdem dieser zahlreiche Angestellte und Bedienstete des Palastes nach der Nachtigall gefragt hat, führt ihn schließlich eine junge Köchin zu dem Vogel. Der Haushofmeister bittet die Nachtigall am Abend vor dem Kaiser zu singen und diese willigt ein. Schon nach kurzer Zeit sind sowohl der Regent als auch sein gesamter Hofstaat von dem wunderschönen Gesang des Vogels angetan. Fortan soll die Nachtigall Abend für Abend im Palast ihr Lied singen. Eines Tages erreicht ein Geschenk den Kaiser. Darin findet er einen mechanischen Vogel aus purem Gold und mit den schönsten Edelsteinen besetzt. Dieses Kunstwerk ist eine mechanische Nachtigall, die nicht minder herrlich als die echte singen kann. Sofort ist der Kaiser so angetan von diesem Geschenk, dass er die wahre Nachtigall des Landes verweist. Doch als der mechanische Vogel nach vielen Jahren kaputt geht und der Kaiser schwer erkrankt, bereut er seinen Entschluss.
„Die Nachtigall“ ist ein Märchen, welches voller Metaphern steckt. Die Hauptfigur ist zweifellos die Nachtigall, welche von der Natur mit einer wundervollen Stimme ausgestattet ist. Gerne trägt sie den Menschen ihr Lied vor und genießt es, ihnen damit eine Freude zu bereiten. Doch sie tut dies stets aus freien Stücken und nur, wenn sie es möchte. Eingesperrt zu werden und ihr Können auf Wunsch vortragen zu müssen, lehnt der stolze Vogel stets ab. Doch so stolz das Tier auch ist, es ist keinesfalls nachtragend. Denn als er einer Maschine Platz machen muss und sich niemand mehr für ihn interessiert, ist er dennoch bereit, zum Kaiser zurückzukehren und ihm in seiner Not zu helfen.
Doch nicht nur die Geschichte ist wunderschön, sondern auch ihre Sprache. Durch gezieltes einsetzen von Adjektiven an den entsprechenden Stellen, ließ Hans Christian Andersen sein Märchen in einer leichten und schlichten Sprache lebendig werden.
Was uns angeboten wird und uns gefällt, nehmen wir ohne zu zögern.
Den Rest nehmen wir erstaunt, staunend und verwundert zur Kenntnis und ignorieren es im weiteren.