Seele und Körper werden immer noch zu isoliert voneinander betrachtet, sagt Psychotherapeut Wolfgang Krüger. Gelingende Beziehungen, Verbindung zur Natur – all das könne sogar beeinflussen, ob wir Krebs bekommen. Welche seelischen Hebel positiv auf den Körper wirken.
Nur die Minderheit der Deutschen lebt gesund. Es ist ein unverständliches Drama, denn in Deutschland liegen wir in Europa bei der Lebenserwartung auf Platz 15 bei den Männern und bei den Frauen auf Platz 14, obgleich wir 2022 knapp 498 Milliarden Euro im Gesundheitswesen ausgegeben haben. Das sind mehr als 6000 Euro pro Person. In Spanien gibt man pro Kopf nur die Hälfte aus, liegt aber bei der Lebenserwartung der Frauen auf dem ersten Platz.
Noch dramatischer ist die Tatsache, dass Japan in der OECD die höchste Lebenserwartung hat, obwohl es bei der Arztdichte nur auf einem hinteren Platz liegt. Eines der Kernprobleme liegt darin, dass in unserem modernen Gesundheitswesen der Faktor Seele viel zu kurz kommt. Doch gerade das Leben der Hundertjährigen zeigt, dass vor allem ein stressfreies Leben und ein guter sozialer Zusammenhalt entscheidend für ein langes Leben sind. Einsamkeit ist einer der größten Krankheitsfaktoren unserer Zeit.
Leider sind jedoch Liebesbeziehungen mitunter schwierig und es ist nicht leicht, die Kunst der Freundschaft zu erlernen. Aber es gibt kleine seelische Hebel, die dazu führen, dass wir in relativ kurzer Zeit gesünder werden. Dazu zählt jede Form der Bewegung, aber auch die folgenden 14 Hebel der Gesundheit.
1. Haustiere
Nicht jeder findet das Glück der Liebe oder gute Freundschaften. Aber auch Haustiere können uns glücklich machen. Deshalb sagten 71 % der Heimtierhalter in einer Umfrage, dass sie die Anschaffung des Haustieres glücklicher gemacht hätte. Denn Tiere können helfen, die Einsamkeit zu winden und Krisen zu bewältigen. Wer Haustiere pflegt, lebt glücklicher und gesünder.
Auch mich hat die Anschaffung meines Haustieres glücklicher gemacht.
2. Stressregulierung
Man vermutet, dass ein Großteil aller Krankheiten, die in einer Hausarztpraxis behandelt werden, durch Stress verursacht wurden. Dieser Zusammenhang von Stress und Krankheitsrisiko wurde in vielen Studien bestätigt. Inzwischen wurde sogar der Zusammenhang von Krebs und Stress durch ein Forschungsteam nachgewiesen. Für unsere Gesundheit ist es daher wichtig, dass wir uns entspannen, unser Leben entschleunigen, Pausen einlegen und es lernen, zu genießen. Studien zeigen, dass Genießer auch das beste Gesundheitsverhalten aufweisen.
3. Selbstwertgefühl
Selbstwertgefühl ist das Fundament für eine innere Stabilität und ein gutes Immunsystem.
4. Bereitschaft, zu verzeihen
Selbstbewusste Menschen haben die Fähigkeit, anderen verzeihen zu können. Wer dazu in der Lage ist, hat ein erheblich besseres körperliches Wohlbefinden – zeigte die Krankenschwestern-Gesundheitsstudie, bei der über 50.000 Teilnehmerinnen analysiert wurden.
5. Die Kunst der Disziplin
Wir alle wollen das Leben genießen. Doch viele Studien zeigen, dass es im Leben auch auf Disziplin ankommt: nicht zu viel essen, Alkohol trinken und rauchen. Wer es gelernt hat, Schwierigkeiten zu überwinden, hat eine erhebliche größere Lebenserwartung. Wir mogeln, wenn es um unser Verhalten geht, verkleinern die Gefahren oder verkünden, uns sei die Zukunft egal. Daher ist klar: Gesundheitsbewusst leben wir nur, wenn wir seelisch sehr stabil sind und lange leben wollen.
6. Spieltrieb
Nun gehört zu jeder sinnvollen Lebenshaltung immer auch das Gegenteil. Insofern sollten wir lernen, im Spiel zu entspannen. Immerhin 70 Prozent der Deutschen spielen Karten und Brettspiele. Wer sich besonders gesundheitsbewusst verhalten will, spielt Tennis und lebt dann durchschnittlich zehn Jahre länger.
7. Singen
Gemeinsames Singen entspannt. Eine selbstgeschaffene soziale Klangwelt hebt die Stimmung. Die Heilkraft des Singens kannte man schon im Mittelalter. Damals dienten die schönsten Kirchenlieder angesichts von Seuchen und Kriegen dazu, der Gemeinde einen inneren Halt zu geben.
8. Lesen
Eine Studie der Yale Universität ergab: Wer jeden Tag mehr als eine halbe Stunde in einem Buch liest, lebt fast zwei Jahre länger.
9. Die Heilkraft der Natur
Offenbar übt die Natur eine sanfte Faszination auf unseren Körper aus, insbesondere auf unser Gehirn. Natur hat zweifelsfrei eine heilende Wirkung. Sie belebt durch das Licht, die unterschiedlichen Farben, durch die Bewegungen der Zweige, der Falter und Vögel. Natur regt uns an und beruhigt zugleich, indem sie uns eine gelassene und optimistische Lebensphilosophie vermittelt. Denn jedes Jahr treiben Blumen, Büsche und Bäume neu aus und haben dabei ihr eigenes Tempo.
10. Geld und Bildung
Eine Untersuchung ergab, dass wohlhabende Frauen acht Jahre länger leben als Frauen aus der Armutsrisikogruppe. Wohlhabende Männer leben sogar 14 Jahre länger. Dabei ist es nicht das Geld, das für ein längeres Leben sorgt. Vielmehr ist Geld meist mit einer besseren Bildung und einer Lebenshaltung verbunden, die dazu führt, dass man mehr auf sich achtet.
11. Der Umgang mit jungen Menschen
Schwedische Wissenschaftler fanden heraus, dass das Sterberisiko bei Eltern niedriger ausfiel als bei den Kinderlosen. Mütter und Väter hatten eine Lebenserwartung, die bis zu 1,8 Jahre höher war. Man vermutete, dass sich Menschen gesünder verhalten, wenn sie Kinder bekommen. Sie verunglücken seltener, ernähren sich besser – es treten weniger Kreislauferkrankungen auf.
12. Die Bedeutung der Kindheit
Offenbar wird unser Immunsystem vor allem durch seelische Einflüsse beeinflusst. Diese Bedeutung der Seele für den Körper erkennen wir vor allem, wenn wir unsere Prägungen in der Kindheit erkennen und dann sehen, welche Einstellungen bei Krankheiten wir vermittelt bekamen.
13. Der Sinn unseres Lebens
Wer seinen Lebenssinn kennt, kann auch Krisenzeiten überstehen, weil er über einen inneren Wertekompass verfügt. Das zeigt eine 1992 in den USA angelaufene Langzeitstudie, an der 7000 Amerikaner teilnahmen. Die Auswertung ergab: Wer nur einen geringen Lebenssinn hatte, dessen Sterbewahrscheinlichkeit war doppelt so hoch. Offenbar achten wir mehr auf unsere Gesundheit, wenn wir einen Lebenssinn spüren. Experten gehen daher davon aus, dass wir bis zu sieben Jahre länger leben, wenn wir unseren Sinn im Leben gefunden haben.
14. Die Kunst des Altwerdens
Ob sich Menschen vor dem Alter fürchten, ist wohl von Land zu Land unterschiedlich. 73 % aller Inder und 67 % aller Türken freuen sich auf das Alter, während in Deutschland nur 33 % dem Alter positiv gegenüberstehen. Es gibt offenbar Länder, in denen die Wertschätzung des Alters erheblich größer ist als bei uns und wo man zudem in einem zuverlässigen sozialen Verbund lebt. Wir verhalten uns nur gesund, wenn wir gern alt werden, sodass sich lohnt, mehr auf sich zu achten und auf manches zu verzichten.
Vorliegender Auszug stammt aus: „Glück ist das beste Medikament: Wie uns die Seele heilt“, Wolfgang Krüger; erschienen bei BoD