Das habe ich schon immer gesehen, dass man Jugendliche bis 35 nicht ernst nehmen kann. Aber warum?
Wenn Sie toxische Beziehungen führen, in denen Sie große Verlustangst haben, dann bedeutet das, dass Sie in Ihrer Kindheit unter Verlustangst leiden mussten und schwierige Beziehungen zu einem Ihrer beiden Elternteile hatten – oder zu beiden. Nun wiederholen Sie dieses erlernte Muster. Das ist schon alles. Sie wiederholen also, wie alle Menschen, in gewisser Weise Ihr Elternhaus. Warum Sie das tun? Weil Sie es so gelernt haben. Sie haben gelernt, mit einer hohen Negativität (mein Begriff für toxisch) umzugehen. Jemand beschimpft Sie also übel – Sie aber sagen sich: Der meint das nicht so.
Die meint das nicht so.
Auch der Zeitpunkt, zu dem Sie ungehalten werden mit Ihrem Verhaltensmuster, ist typisch. Sie sind 36 Jahre alt. Das ist genau der Zeitpunkt, zu dem das Gefühlsleben anfängt, gegen solche Muster massiv zu rebellieren – weil es das alles nicht noch einmal erleben möchte. Bis etwa zum 35. Lebensjahr glauben die meisten Menschen: Beim nächsten Mann, der nächsten Frau wird alles anders. Ohne jede Bemühung, ohne jede Beschäftigung mit Verhaltensmustern und mit der Frage, was wir selbst eigentlich dazu beitragen, dass wir immer an ‚falsche‘ Partner geraten. „Beim nächsten Partner wird alles anders“ – das ist zwar ein Irrglaube, aber ein sehr mächtiger. In unserer Kultur hängen ihm rund 90 Prozent aller Menschen an. Die übergroße Mehrheit also.
Mit 35 sucht frau dann auch etwas experimenteller:
Am häufigsten gingen Frauen in ihren Dreißigern fremd: In dieser Lebensphase haben 39 Prozent der Frauen ihren Partner schon einmal betrogen, bei den Männern sind es in dieser Altersgruppe 25 Prozent.
Frauen betrügen aus emotionalen Gründen. Der häufigste Grund für Untreue bei den Frauen lautete: „Ich war unglücklich in meiner Beziehung“ (52 Prozent). Danach folgten erst: „Ich habe in meiner Partnerschaft zu wenig Zuwendung bekommen“ (33 Prozent) und dann, ganz einfach: „Ich hatte mich verliebt“.
Das alles sollten Sie nicht alleine machen. Sie klingen wie jemand, der der festen Überzeugung ist: Das bekomme ich ganz alleine hin. Oder: Das muss ich ganz alleine hinbekommen. Beide Annahmen sind falsch. Sie sollten Veränderungen nur zusammen mit einem Coach angehen, der Ihnen den Rücken stärkt. Wer etwas alleine versucht, der addiert, heißt ein bekannter Spruch. Wer aber mit anderen zusammenarbeitet, der multipliziert. Er kommt also viel schneller voran.
Viele Menschen machen eine Psychotherapie, um Verhaltensmuster zu überwinden. Andere gehen in eine Beratung oder in ein Coaching. Gehen Sie es bitte an. Ansonsten laufen Sie Gefahr, dass Sie in den kommenden Jahren immer pessimistischer werden. Das ist der übliche Vorgang, wenn wir auf die 40 zugehen und den berechtigten Eindruck haben, dass wir in der Liebe noch nicht viel erreicht haben.
Ab 40 vermehrt zu besorgen: posttraumatische Verbitterungsstörung.
„Wenn die Weisheit in dein Herz kommen wird und die Erkenntnis deiner Seele gefällt, dann wird Besonnenheit dich beschirmen, Einsicht wird dich behüten“, heißt es schon im Alten Testament.