8. Metapsychologische Betrachtungen zu einer Neufassung des Vorgangs der Spaltung
Aufgrund meiner klinischen Erfahrungen als Leiter von mehreren Hochschulambulanzen, die bis 1973 zurückgehen, erscheint es mir einfacher,
Persönlichkeitsstörungen nicht wie in den gängigen Konzepten um Spaltung herum zu konzeptualisieren, sondern sie als einen Wechsel von
Subidentitäten zu begreifen. Ein solcher Wechsel ist vor allem dann zu
beobachten, wenn es gelingt, den das Interaktionsengramm tragenden
Affekt auszutauschen wie im ersten Fallbeispiel, bei dem sich innerhalb
einer Stunde die schwere Panikbefindlichkeit in Verachtung und Vernichtungswillen änderte. Dieser Wechsel der Subidentität vollzog sich bei der
Patientin durch die Wahrnehmung, dass sie in diesem Zustand keine Hilfe
war, was die Identifikation mit der aggressiven Mutter in Gang setzte.
