Zwischenmenschliche Kommunikation II

Die Lushei, Nachbarn der Mara, glauben, Erdbeben würden von den Menschen ausgelöst, die in der niederen Welt lebten und sehen wollten, ob da oben noch jemand am Leben sei. Bei einem Erdbeben laufen die Lushei aus ihren Häusern und rufen ›Am Leben! Am Leben!‹, damit die da unten Bescheid wissen und mit dem Gerüttel aufhören.

Wie seht ihr das? Klappt es immer? Oder lohnt es sich, einmal darüber zu reden?

Was lasst sich nun, ungeachtet der interpretativen Anteile, einer solchen Redeweise liber zwischenmenschliche Kommunikation entnehmen? Die Etymologie von „Kommunikation“ hebt den Kemgehalt heraus. Der Georges (1999) uberliefert folgende Bedeutungen: „communicatio“ (lat.): „die Mitteilung, vermittelst welcher man sich an die Zuhorer wendet und sie gleichfalls mit zu Rate zieht“. Erst spater fallen im Lateinischen die Varianten „Anteilnahme“ und „Gemeinschaft“. „Communicare“ kann bedeuten: 1. gemeinsam machen, vereinigen; 2. teilen, mitteilen, jemanden an etwas teilnehmen lassen; 3. sich beraten, besprechen. „Communio“ hat die Bedeutungen 1. Gemeinschaft; 2. (commoenio) verschanzen; verwahren, befestigen, sicherstellen. „Communis“ (altlat. commoinis, com + moin, mun, moenia, munus): mehreren oder alien gemeinsam, gemein, gemeinschaftlich, offentlich, allgemein, gewohnlich; auch im Sinne von „sich gemeinsam schiitzen“. Die substantivierte Form „commune“ wird mit „Gemeingut“ sowie „Gemeinwesen“, „Kommune“ ubersetzt.

Um gut kommunizieren zu können, genügt es, ein „hinreichend guter Mensch“ zu sein.

Der Ausdruck „zwischenmenschliche Kommunikation“ besagt implizit, dass zumindest zwei Menschen an einem solchen Vorgang beteiligt sind. Wir können deshalb auch von einem „sozialen Ereignis“ sprechen. Dem scheint das „Selbstgespräch“ zunächst zu widersprechen. In einem Selbstgespräch rede ich mit einem imaginären Gegenüber. Dieses imaginierte Gegenüber kann eine Verdoppelung meiner selbst sein oder auch nur eines Teiles von mir, aber auch ein anderer Mensch, dem ich beispielsweise einen bestimmten Sachverhalt erklären mochte. Das Selbstgespräch kann also verschiedene Funktionen haben. Es ist aber kein soziales Ereignis im strengen Sinne, eben weil der Andere kein reales Gegenüber ist, sondern meine „Produktion“ darstellt. Es ist nur die Fiktion einer Kommunikation, und insofern kein soziales Geschehen. Zwischenmenschliche Kommunikation geschieht also zwischen zumindest zwei realen Menschen und ist von daher ein soziales Ereignis.

Wir werden uns nie zum Schweigen bringen lassen! Fast nie.

Wenn vom Menschen als einem sozialen Wesen die Rede ist, dann ist damit nichts anderes gemeint, als dass er grundlegend ein immer schon Kommunizierender ist. Zwischenmenschliche Kommunikation zu erklären bedeutet folglich in eins auch die Klärung dessen, was die Existenz des Anderen für den Einen, was Sozialität bedeutet. Erst dann lasst sich die Frage beantworten, warum wir kommunizieren und was wir kommunizieren. Bestimmte organische wie auch psychische Störungen machen diesen Sachverhalt deutlich.

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