Alfred Adler: Der Sinn des Lebens
Alfred Adler: Über den nervösen Charakter
August Aichhorn: Verwahrloste Jugend
Hermann Argelander: Das Erstinterview in der Psychotherapie
Virginia M. Axline: Dibs
Michael Balint: Therapeutische Aspekte der Regression
Gregory Bateson: Ökologie des Geistes
Judith S. Beck: Praxis der Kognitiven Therapie
Aaron T. Beck, A. John Rush, Brian F. Shaw, Gary Emery: Cognitive therapy of depression
Gaetano Benedetti: Todeslandschaften der Seele
Eric Berne: Spiele der Erwachsenen
Siegfried Bernfeld: Sisyphos oder die Grenzen der Erziehung
John Bowlby: Frühe Bindung und kindliche Entwicklung
Oliver Brachfeld: Minderwertigkeitsgefühle beim Einzelnen und in der Gemeinschaft
Michael B. Buchholz: Psychotherapie als Profession
Marie Cardinal: Schattenmund
Luc Ciompi: Affektlogik
Johannes Cremerius: Die Verwirrungen des Zöglings T. ……………………42 Johannes Cremerius: Vom Handwerk des Psychoanalytikers …………….45 Steve De Shazer: Das Spiel mit Unterschieden ………………………………..46 Georges Devereux: Angst und Methode in den Verhaltenswissenschaften ………………………………………………………….48 Martin Dornes: Die emotionale Welt des Kindes ……………………………..50 Dörte von Drigalski: Blumen auf Granit …………………………………………52 Henry F. Ellenberger: Die Entdeckung des Unbewußten …………………..54 Mario Erdheim: Die gesellschaftliche Produktion von Unbewußtheit …………………………………………………………………………56 Erik H. Erikson: Identität und Lebenszyklus ……………………………………58 Michel Foucault: Wahnsinn und Gesellschaft ………………………………….59 Jerome D. Frank: Die Heiler ………………………………………………………….62 Viktor Frankl: … trotzdem ja zum Leben sagen ……………………………….64 Anna Freud: Das Ich und die Abwehrmechanismen ………………………..66 Sigmund Freud: Die Traumdeutung ……………………………………………….98 Sigmund Freud: Das Unbehagen in der Kultur ………………………………..70 Sigmund Freud: Zur Psychopathologie des Alltagslebens ………………….71 Erich Fromm: Haben oder Sein ……………………………………………………..75 Ben Furman: Es ist nie zu spät, eine glückliche Kindheit zu haben ……77 Peter Gay: Sigmund Freud ……………………………………………………………79 Klaus Grawe / Ruth Donati / Friederike Bernauer: Psychotherapie im Wandel ………………………………………………………..81 Ralph R. Greenson: Technik und Praxis der Psychoanalyse ……………….84 Georg Groddeck: Das Buch vom ES ……………………………………………….85
Georg Groddeck: Krankheit als Symbol ………………………………………….87 Iris Hanika / Edith Seifert: Die Wette auf das Unbewußte ……………….. 90 Thomas A. Harris: Ich bin o. k. – Du bist o. k…………………………………..93 Lucien Israël: Die unerhörte Botschaft der Hysterie …………………………94 Russell Jacoby: Soziale Amnesie ……………………………………………………97 Eva Jaeggi: Und wer therapiert die Therapeuten? ……………………………99 C. G. Jung: Praxis der Psychotherapie …………………………………………..100 Frederick H. Kanfer / Hans Reinecker / Dieter Schmelzer: Selbstmanagement-Therapie ……………………………………………………….103 Karen Kaplan-Solms / Mark Solms: Neuro-Psychoanalyse ……………..105 Verena Kast: Die Dynamik der Symbole ……………………………………….107 Otto F. Kernberg: Borderline-Störungen und pathologischer Narzißmus …………………………………………………………………………….110 Otto F. Kernberg / Birger Dulz / Jochen Eckert (Hrsg.): Wir: Psychotherapeuten über sich und ihren „unmöglichen“ Beruf …….111 M. Masud R. Khan: Entfremdung bei Perversionen ……………………….112 Melanie Klein / Joan Riviere: Seelische Urkonflikte ……………………….113 Heinz Kohut: Die Heilung des Selbst …………………………………………….115 Sheldon B. Kopp: Triffst du Buddha unterwegs … …………………………117 Ronald D. Laing: Das geteilte Selbst ……………………………………………..119 Michael J. Lambert (Ed.): Bergin and Garfield’s handbook of psychotherapy and behavior change ……………………………………..121 Darian Leader: Why do women write more letters than they post? ….122 Alfred Lorenzer: Intimität und soziales Leid ………………………………….124 Michael J. Mahoney: Human change processes ……………………………..128 Donald W. Meichenbaum: Kognitive Verhaltensmodifikation ………….130 Stavros Mentzos: Neurotische Konfliktverarbeitung ………………………132 Franz Anton Mesmer: Abhandlung über die Entdeckung des thierischen Magnetismus ………………………………………………………..133 Alice Miller: Das Drama des begabten Kindes ………………………………..137 Alexander Mitscherlich / Margarete Mitscherlich: Die Unfähigkeit zu trauern ………………………………………………………138 Michael Lukas Moeller: Die Liebe ist das Kind der Freiheit ……………..140 Hans Morschitzky: Psychotherapie Ratgeber …………………………………141 Tilmann Moser: Lehrjahre auf der Couch ……………………………………..143 Maria Selvini Palazzoli / Luigi Boscolo / Gianfranco Cechin / Giuliana Prata: Paradoxon und Gegenparadoxon ……………………….145 Paul Parin / Fritz Morgenthaler / Goldy Parin-Matthèy: Fürchte deinen Nächsten wie dich selbst …………………………………..148 Paul Parin / Fritz Morgenthaler / Goldy Parin-Matthèy: Die Weißen denken zuviel ………………………………………………………150 Frederick S. Perls: Das Ich, der Hunger und die Aggression …………….152 Nossrat Peseschkian: Psychosomatik und Positive Psychotherapie ……153 Hilarion Petzold (Hrsg.): Psychotherapie & Babyforschung Band 2: Die Kraft liebevoller Blicke ………………………………………….155 Hartmut Radebold: Die dunklen Schatten unserer Vergangenheit ……158
Otto Rank: Das Trauma der Geburt und seine Bedeutung für die Psychoanalyse ……………………………………………………………..160 Wilhelm Reich: Charakteranalyse ………………………………………………..162 Wilhelm Reich: Die Funktion des Orgasmus ………………………………….165 Johannes Reichmayr: Ethnopsychoanalyse …………………………………..167 Arnold Retzer: Systemische Paartherapie ……………………………………..170 Fritz Riemann: Grundformen der Angst ……………………………………….172 Erwin Ringel: Selbstschädigung durch Neurose ……………………………..173 Carl R. Rogers: Entwicklung der Persönlichkeit ……………………………..175 Christa Rohde-Dachser: Expedition in den dunklen Kontinent ……….178 Johannes Heinrich Schultz: Das autogene Training ………………………..181 Daniel Stern: Die Lebenserfahrung des Säuglings …………………………..184 Berthold Stokvis / Eckart Wiesenhütter: Lehrbuch der Entspannung …………………………………………………………………………186 Gerhard Stumm / Alfred Pritz / Paul Gumhalter / Nora Nemeskeri / Martin Voracek (Hrsg.): Personenlexikon der Psychotherapie ……189 Gerhard Stumm / Alfred Pritz (Hrsg.): Wörterbuch der Psychotherapie ………………………………………………………………………190 Helmut Thomä / Horst Kächele: Psychoanalytische Therapie …………..181 Thure von Uexküll / Rolf H. Adler / Jörg Michael Herrmann / Karl Köhle / Wolf Langewitz / Othmar W. Schonecke / Wolfgang Wesiack (Hrsg.): Psychosomatische Medizin ………………..193 Vamik Volkan: Das Versagen der Diplomatie …………………………………194 Paul Watzlawick: Anleitung zum Unglücklichsein ………………………….195 Paul Watzlawick: Wie wirklich ist die Wirklichkeit? ……………………….197 Jürg Willi: Die Zweierbeziehung ………………………………………………….198 Donald W. Winnicott: Vom Spiel zur Kreativität …………………………….200 Irvin D. Yalom: Theorie und Praxis der Gruppenpsychotherapie ……..202 Irvin D. Yalom: Existenzielle Psychotherapie …………………………………203 Irvin D. Yalom: Die rote Couch ……………………………………………………205 Jeffrey E. Young / Janet S. Klosko / Marjorie E. Weishaar: Schematherapie ……………………………………………………………………..208
Michael Balint: Therapeutische Aspekte der Regression Die Theorie der Grundstörung
Balint geht von der Frage aus, warum selbst erfahrene und zuverlässige Analytiker gelegentlich mit Patienten zu tun haben, denen sie ratlos bis unsicher gegenüberstehen, und warum deren Therapien mitunter scheitern. Seine Antwort lautet, dass die klassische analytische Technik zwar für Patienten geeignet ist, welche die Deutungen des Analytikers als Deutungen erleben und deren Ich-Struktur in hinreichender Weise gefestigt ist, um die Deutungen in sich aufzunehmen. Andere Patienten sind dazu jedoch nicht fähig, und genau sie bereiten dem Analytiker oft Probleme. Um diese genauer zu skizzieren, unterscheidet Balint zwei Ebenen der analytischen Arbeit, die ödipale Ebene und die Ebene der Grundstörung. Die ödipale Ebene ist 1.) charakterisiert durch eine Dreierbeziehung, bei der außer dem Subjekt zumindest zwei Objekte beteiligt sind. Das können, wie in der ödipalen Situation, zwei Personen sein oder, wie im Zusammenhang mit der Oral- und Analerotik, eine Person und ein Gegenstand. 2.) ist dieser Bereich immer mit Konflikten verbunden, die aus der Ambivalenz herrühren, welche auf der Beziehung des Individuums zu seinen beiden Objekten beruht. Und 3.) kann die konventionelle Sprache der Erwachsenen als angemessenes und tragfähiges Verständigungsmittel verwendet werden. Demgegenüber ist die Ebene der Grundstörung 1.) dadurch charakterisiert, dass alle Vorgänge, die sich auf ihr abspielen, Teil einer Zweierbeziehung sind, welche sich von den herkömmlichen Beziehungen auf der ödipalen Ebene grundlegend unterscheidet. 2.) ist die Dynamik auf dieser Ebene nicht durch Konflikte gekennzeichnet, und 3.) ist dabei die Sprache der Erwachsenen oftmals unbrauchbar und irreführend. Patienten, die sich auf dieser Ebene befinden, spüren, dass ihnen etwas Grundlegendes fehlt, dass sie an einem Defekt leiden und eben nicht an einem Konflikt. Sie sind der Meinung, es sei zu dieser Störung gekommen, weil sie von jemandem enttäuscht worden seien oder jemand nicht seinen Verpflichtungen ihnen gegenüber nachgekommen sei. Darüber hinaus leiden sie unter der großen Angst, auch vom Analytiker enttäuscht zu werden. Die Ebene der Grundstörung ist dann erreicht, wenn es zu einer Veränderung in der Atmosphäre zwischen Analytiker und Patient kommt. Deutungen werden nicht mehr verstanden wie bisher, sondern sehr stark mit Emotionen verknüpft, indem sie mal als Angriff oder Forderung, mal als Liebesbeweis empfunden werden. Um das zu vermeiden, ist es für den Analytiker erforderlich, genau zu spüren, was der Patient in diesen Situationen benötigt, und dazu ist es notwendig, zunächst auf Deutungen zu verzichten, um sich ihm auf gelassene und absichtslose Weise wie eine beliebig verfügbare Substanz zur Verfügung zu stellen. Erlebt der Patient den Analytiker als ein „liebenswürdiges“ Objekt, kann er das Lieben für sich neu entdecken.
Das Buch von Michael Balint ist die Frucht jahrelanger praktischer Arbeit und theoretischer Auseinandersetzungen, von denen Aufsätze seit den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts zeugen. Lange bevor man sich in der Psychoanalyse an sogenannte Frühstörungen und strukturelle Defizite heranwagte, publizierte Michael Balint seine Arbeiten zur Grundstörung – und löste heftigen Widerstand in der Analytikerszene aus. Zu jener Zeit waren Objektbeziehungstheorien noch nicht Teil des Mainstreams, und es gehörte zum Selbstverständnis des Analytikers, eine „korrekte“ Technik anzuwenden, nämlich die passiv-neutrale Standardtechnik mit ihrer Vorliebe für Deutungen. Auf diese Weise arbeitete zwar auch Balint, aber er tat es nur dann, wenn sich seine Patienten auf der ödipalen Ebene befanden. Waren sie jedoch auf die Ebene der Grundstörung regrediert, verhielt er sich anders, und er prägte dafür einen Begriff, der in die Literatur eingehen sollte, nämlich den der primären Objekte. Die Beziehung zu diesen, vor allem zur Mutter, bleibt während des ganzen Lebens – im ursprünglichen Sinn – primitiver als zu allen anderen Personen, und Balint vergleicht sie mit den vier Elementen Erde, Wasser, Luft und Feuer. Diese sind einfach vorhanden, passen sich dem Körper an und erweisen sich als unzerstörbar. „Ohne Wasser kann man nicht schwimmen, ohne Erde kann man nicht vorwärtsschreiten. Die Substanz, der Analytiker, darf nicht widerstreben, muss einwilligen, muss keinen Anlass zu starker Reibung geben, muss den Patienten für eine Weile annehmen und tragen, muss sich als mehr oder weniger unzerstörbar erweisen, muss nicht auf starren Grenzen bestehen, sondern muss die Entwicklung einer Art von Vermischung zwischen ihm und den Patienten zulassen“ (S. 177). Es handelt sich um eine »elementare« Beziehung, und ähnlich wie die klassischen Elemente Segen und Fluch zugleich sein können, kann es die Beziehung zu einem primären menschlichen Objekt sein. Sie kündet von dem Paradies, aus dem die Menschen vertrieben worden sind und nach dem sie sich sehnen – vor allem dann, wenn es in der frühen Kindheit nicht in hinreichender Weise tragende Funktionen erfüllt hat. Kaum jemand hat diese elementaren Verhältnisse besser beschrieben als Michael Balint.
