Die immer gleichen Probleme beim Online-Dating: schöne Frauen sind genervt von vielen Nachrichten, durchschnittliche Männer bekommen nie eine Rückmeldung. Bei wem läuft es denn? Eine Analyse zeigt: Es ist unfair, vor allem für Männer.
Je nachdem, welches Geschlecht man nach seinen Erfahrungen mit Dating-Apps befragt, unterscheiden sich die Erfahrungsberichte – und wenn man die Männer und Frauen dabei noch mal, vielleicht nicht ganz politisch korrekt, in „sehr attraktiv“ bis „eher durchschnittlich“ unterteilt, kann man verschiedene Versionen dieser einen Geschichte erfahren.
Durchschnittliche Männer erzählen dann meist: „Ich schreibe so viele Frauen an, aber ich bekomme nie eine Antwort! Was soll ich mir da noch die Mühe machen, irgendwas Schlaues zu formulieren? Nervt alles. Bringt gar nichts.“
Durchschnittliche Frauen sagen: „Wenn, dann schreiben mir hässliche Männer. Und die anderen reagieren überhaupt nicht!“
Die schönen Frauen hingegen berichten: „Ich komme gar nicht hinterher. Ich bekomme so viele, unpersönliche Nachrichten von völlig uninteressanten Typen. Es gibt echt wenig gute Männer, die mir hier gefallen.“
Und die schönen Männer? Die sagen: „Läuft.“
Das sind subjektive Eindrücke – doch tatsächlich hat sich schon mal jemand die Mühe gemacht, das Ganze ordentlich zu untersuchen und mit Zahlen zu belegen. Dazu hat ein Mann, der sich im Internet „Worst Online Dater“ nennt und nach eigenen Angaben Sozioökonom ist, die Dating-App Tinder nach sozio-ökonomischen Maßstäben untersucht. Seine Daten dazu sind selbst gesammelt und nicht von Tinder zur Verfügung gestellt und er hat nur 27 Frauen befragt – wie repräsentativ seine Erhebung ist, kann man daher infrage stellen. Und doch zeigt sie interessante Tendenzen auf.
Meike Stoverock hat das alles bestätigt und evolutionsbiologisch begründet, in ihrem Buch „Female Choice“, sehr lesenswert und sehr unterhaltsam. Sie fordert, dass die 80 % der Frauen dann auch die begehrten 20 % attraktiven Männer bekommen sollen. Ein kleines ungelöstes Problem hat sie dann damit, dass die erwählten Männer dann auch treu sein sollten, und das nur der einen Frau. Ein kleines Problem hätten nach ihrem Konkretisierungsvorschlag dann wir restlichen 80 % nichtattraktive nichtgewählte Männer, für unsere sexuellen Bindungswüsche schlägt sie den Einsatz von Sexroboterinnen vor.
Also: Die Währung der Tinder-Welt? Likes, also Wischbewegungen in die richtige Richtung. Je mehr man davon bekommt, desto größer ist der Stellenwert und der Reichtum im Tinder-Ökosystem. Dieser Reichtum ist nun, Überraschung, nicht gerecht und nicht gleichmäßig verteilt.
Die durchschnittliche Frau „liked“ gerade mal 12 Prozent der Männer auf Tinder (die für sie „schönen“ Männer). Im Umkehrschluss werden Männer aber natürlich nicht von 12 Prozent der Frauen, die sie liken, zurückgeliked. Ist ja alles menschlich-ungerecht. Tatsächlich, so die Erhebung, kämpfen rund 80 Prozent durchschnittlich aussehender Männer um 22 Prozent der Frauen (die sie dann aber wahrscheinlich wiederum von Status oder Aussehen nicht als passend empfinden) – weil die restlichen 78 Prozent der Frauen nur an den 20 Prozent der attraktivsten Männer interessiert sind.
Oder anders: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mann eine Frau anklickt nach rechts „wischt“ (sie also positiv bewertet), ist etwa sechsmal höher als andersherum. Weil die meisten Frauen eben nur auf diese wenigen sehr schönen Männer stehen.
Auf absolute Zahlen heruntergebrochen bedeutet das: Ein durchschnittlicher Mann wird im Schnitt nur von jeder 115. Frau nach rechts gewischt. Und genau die muss er ja auch geliked haben, um das überhaupt mitzubekommen. Und das hat er mit einiger Wahrscheinlichkeit eben nicht, weil diese Frau dann wiederum nicht seinem Beuteschema entspricht.
Das Fazit?
Frauen sind ziemlich anspruchsvoll.
Und werden nicht alle einen der guten Männer abbekommen.
Männer, die wenig positives Feedback bekommen, müssen aber nicht an sich zweifeln: Sie liegen ganz im Durchschnitt, treffen aber eben leider auf einen Großteil von Frauen, der nicht am Durchschnitt interessiert ist. Damit ist das Online-Dating für diese „normalen“ Männer ein tendenziell eher frustrierendes Unterfangen. Sie müssen ziemlich viel Zeit und Gewische aufwenden, um zum Zug zu kommen.
Ihnen kann man als Alternative Apps empfehlen, deren Mechanismus anders funktioniert und/oder bei denen es nicht nur auf die Optik ankommt: bei Bumble etwa muss die Frau stets den ersten Schritt machen und den Mann anschreiben, bei Blindmate erstellen Freunde das Datingprofil und „verkuppeln“ die Singles, die App Once macht lediglich einen, kuratierten Partnervorschlag pro Tag, ShakeDate stellt nach Zufallsprinzip eine Viererkombination aus Singles für ein Doppel-Date zusammen.