2017 hat der britische Autor und Kulturwissenschaftler Mark Fisher den Kampf gegen seine Depression verloren. Indem er seine Erkrankung in einem gesellschaftlichen und politischen Kontext verortete, wurde er zum marxistischen Analytiker der Traurigkeit, zum genialen Kritiker des kapitalistischen Realismus.
Was hat Karl Marx mit der aktuellen Popmusik zu tun? Warum ist der Dubstep-Musiker Burial der Edward Hopper der Gegenwart? Warum drohen wir alle zu Jack aus dem Horrorfilm „Shining“ zu werden, wie ihn Jack Nicholson eindrücklich verkörpert hat? Mark Fisher weiß die Antworten.
Der britische Kulturtheoretiker machte als Weggefährte von Simon Reynolds („Retromania“) mit seinem Blog „k-punk“ auf sich aufmerksam. In seinem Essay „Kapitalistischer Realismus ohne Alternative?“ untersuchte er die Auswirkungen des Neoliberalismus auf Psyche, Schule, Leben und Popkultur. In seinem Buch „Ghosts of my Life“ greift er das von Jaques Derrida eingeführte Phänomen der Hauntology auf. Derrida beschrieb ursprünglich, dass Europa von den Geistern seiner Vergangenheit, dem Marxismus, auch in Zukunft noch heimgesucht werde – denn die sozialen Probleme würden im Kapitalismus eher mehr als weniger.
Fisher überträgt dieses Konzept vom Marxismus auf die heutige Musiklandschaft. Seine These: Wir, das Fußvolk im kapitalistischen System, sind im Hamsterrad des ewigen Kreislaufs von Produktion und Konsum gefangen und können weder vor, noch zurück. Wir haben unsere Kreativität und unsere Zukunft verloren. Mark Fisher weist das an den Sackgassen auf, in die sich die Popkultur des 21. Jahrhunderts manövriert hat: die Krise des Pop und der Aufstieg des Neoliberalismus gehen Hand in Hand – eine bestechende, extrem spannende Gesellschaftsanalyse.